
Bernd Schikofsky
Buch mit sieben Siegel
Wenn einem etwas unverständlich und unzugänglich erscheint, schlicht ein großes Geheimnis, dann benutzen wir mitunter dieses Wort. Es ist ein Bildwort, das unsere Alltagssprache aus der Bibel übernommen hat. Im allerletzten der 73 Bücher, die Bibel nach unserer katholischen Tradition enthält, in der „Offenbarung (Apokalypse) des Johannes“, geht es um die vielen Nöte auf der Welt, die Ängste und die Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft und der Erlösung. Es wird u.a. eine Art himmlischer Thronsaal beschrieben. Vor den dort Versammelten kommt es zur großen Ehrung des Lammes und mit diesem Lamm Gottes ist der gekreuzigte und auferstandene Jesus gemeint. Er als einziger ist würdig, das Buch mit dem verborgenen Ende der Geschichte zu öffnen und bekannt zu machen. Und dann tut er es und bestätigt, dass die Hoffnung in Gott sich lohnt und die Welt, wenn auch nach manchen Kämpfen, zu einem guten Ende gelangen wird. Jesu Glaube und Leben ist ein Vorbild für alle. Seine Auferstehung ist ein Vorausbild für die Erneuerung und Wiedergeburt einer endgültigen guten Zukunft. In unserer Eligiuskirche gibt es einen sogenannten Triumpfbogen. Er spannt sich über dem Durchgang zum Chor der Kirche in luftiger Höhe. Er ist bemalt. Und nicht von ungefähr wird in seinem Scheitel das Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln dargestellt. Um es herum sind Löwe, Mensch, Stier und Adler dargestellt, urmythologische Gestalten für die vier Ecken der Welt, die auch auf die vier Evangelien übertragen wurden. Weiter sind da Menschen in knieender Anbetung zu sehen. Sie halten Weihrauchschalen als Symbol für die Gebete aller, die sie weitergeben, in den Händen.
Im Buch der Offenbarung gibt es auch Sendschreiben an sieben christliche Gemeinden in der damaligen römischen Provinz Kleinasien. Sie sollen durch die Visionen dieses Buches gestärkt und erneuert werden in ihren Glaubensentscheidungen. Lasst euch nicht entmutigen. Kehrt zurück zu eurem Anfangseifer. Kehre um, wo du den Glauben aufgegeben hast. Das ist der Tenor dieser Sendschreiben. Die Ausstellungsreihe mit Bildern von Uwe Appold, die zu Ende gegangen ist, fand in Anknüpfung an die Offenbarung an genau sieben Orten statt. Sie wollte anregen, die verborgene Herrlichkeit, all das, was Christus uns enthüllen kann und will, persönlich neu zu buchstabieren. Deshalb SENDschreibenJETZT. Sieben Sendschreiben und mehr sind im Verlauf der Ausstellung entstanden. Unser Sendschreiben haben wir als katholische Gemeinde Völklingen und als evangelische Gemeinde Völklingen gemeinsam verfasst. Es besteht aus 10 Thesen, die uns wichtig sind. Sie finden sie auf einer Tafel, die demnächst wie bereits an der Versöhnungskirche geschehen, auch bei uns aufgehängt werden wird.