
Bernd Schikofsky
Unglaublich: wir glauben
In diesem Jahr denken die christlichen Kirchen an das Konzil von Nizäa im Jahr 325. Das ist jetzt 1700 Jahre her, eine lange Zeit. Aber damals wurde ein Text zusammengestellt, der für alle Christen weltweit bis heute, egal welcher Konfession, eine Zusammenfassung der wesentlichen Glaubensinhalte darstellt: Das große Glaubensbekenntnis an den dreieinen Gott. Auch von uns wird es gesprochen und gesungen und taucht bei Bekenntnisfeiern auf. Gerade haben wir es in der Osternacht bejaht, in Erinnerung an unsere Taufe. Erwachsene Täuflinge und die Eltern minderjähriger Täuflinge legen dieses Bekenntnis ab. Über 50 Kommunionkinder und die etwa 150 Firmlinge haben auf der Grundlage dieses Textes jüngst ihren Glauben bekannt. Bei ökumenischen Gottesdiensten wird es bewusst verwendet als Zeugnis für eine damals noch nicht in katholisch, orthodox oder evangelisch aufgeteilte Christenheit. Aber: Auch damals gab es große Spannungen. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob man vom Menschen Jesus im Glauben sagen kann, dass er Gott gleich ist oder dass er nur so etwas wie der Beste aller Menschen ist. Man muss sich das Konzil damals als Mega-Ereignis vorstellen. Glaubensstreitigkeiten im Reich waren eine Gefahr für den inneren Frieden. Die Kirche musste beweisen, dass sie in Diskussion und Gebet zu Antworten findet und die Lehre Jesu treu in neue Zeiten hinein formuliert. Das ist die Leistung dieses Konzils. Von den 1800 Bischöfen griechischer und lateinischer Muttersprache, die es damals in seinem Reich gab, konnten circa 300 die Einladung von Kaiser Konstantin in seine Residenz nahe des Schwarzen Meeres annehmen. Darunter war auch zum Beispiel Bischof Nikolaus von Myra, sowie Bischöfe aus Spanien, Frankreich, Tunesien, aus den Nahen Osten und Ägypten. Alle hatten noch die Zeit der Christenverfolgungen erlebt und jetzt so etwas. Am Ende wies die Versammlung die Behauptung des Theologen Arius zurück, der in Jesus nicht den Sohn, eines Wesens mit dem Vater sah. Wesentlich für die Formulierung des christlichen Glaubens war und blieb: Gott verschenkt sich ganz, ganz ist er in Jesus und ganz für die Welt da. Und im Heiligen Geist ist jede und jeder, auch nach dem Ende des irdischen Lebens Jesu in diese Beziehung mit Gott einbezogen und eingeladen. Symbolon, so lautet der griechische Ausdruck für Glaubensbekenntnis. Das Wort heißt übersetzt Zusammen-Bringen. Zusammen gebracht hat das Konzil damals die Gedanken über Gott und die Menschen, über Gott und Jesus, über das Wesen Gottes. Und das ist es wert, dankbar zu erinnern. Gott ist größer als alle menschlichen Gedanken, aber er will das große Du sein.
Der Kapuziner Anton Rotzetter schreibt:
Du Gott im Himmel oben, Unbegreiflicher, Ferner, Vater. Wir beten dich an.
Du Gott auf der Erde unten, Begreiflicher, Naher, Jesus. Wir lieben dich.Du Gott in uns, Begriffener, Begeisternder, Geist.
Wir bezeugen dich.