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Auf Spurensuche

(Bild: Monika Molz)
jungfrau maria

so still warst du
wie ein noch unberührtes land
und darum konntest du selbst einen engel
auf zehenspitzen kommen hören

ganz lauschend warst du
wie in erwartung wunderbarer dinge
dein herz gehörte niemandem
so fand der bote dich

wie wachend warst du
ganz empfänglich für die große liebe
und hast dem wort dein ohr nicht nur geliehn
sondern geschenkt und darin ganz dich selbst

unsäglich leise warst du
keine frau der großen worte
das eine wort trugst du in dir
ganz an dein herz gelegt

und schweigsam warst du
immer noch an seiner seite
als selbst gott verstummte
wie eine leise hoffnung bliebst du da

(Text: Andreas Knapp [in:Tiefer als das Meer, Echter-Verlag 2018])
                                         
Zum Bild:
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit Maria, die mir immer wieder in verschiedenen Situationen des Alltags begegnet. So traf ich bei den vielen Fahrradtouren quer durch das Saarland während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 auf Mariengrotten. Die kleinen Danktafeln leidtragender Menschen, die Maria um Hilfe und Fürsprache gebeten haben, sind Belege innigster Hoffnung in verzweifelten Lebenssituationen. Dabei ist mir die Mariengrotte in Oberwürzbach sehr im Gedächtnis geblieben.
Es war für mich schnell klar, dass das Motiv, das ich im Rahmen des Kunstprojektes ADVENT|zeit|FENSTER, mit Uwe Appold darstellen wollte, eine Szene mit Maria sein wird – die Verkündigung (Lukas 1,28-38). Ausgestattet mit Farbe, weißer Leinwand und vielen guten Gestaltungstipps durch Uwe Appold stellte ich mir die Frage, ob Maria bei der Verkündigungsszene dem Engel Gabriel ihre Zusage gegeben hätte, wenn sie gewusst hätte, was sie erwartet. So habe ich sie gedanklich auf einzelnen Stationen und Herausforderungen begleitet, die wir alle kennen.

Beginnend mit der vergeblichen Suche nach einer geeigneten Herberge, die in einem ärmlichen Stall endete, um dort, lediglich gewärmt durch Ochs und Esel, ihren Sohn zu gebären. Nur allzu gut kennen wir diese Weihnachtsgeschichte, die Geburt des Heilands und Erlösers (Lukas 2,7); im Laufe der Jahre gnädig dargestellt mit Engelscharen und wärmendem Licht, Hirten, die Wache halten (Lukas 2,15-20) und der Suche der drei Weisen aus dem Morgenland nach dem neuen Stern (Matthäus 2,9-12), der der Welt die Ankunft des Messias verkündet.
Auch fällt mir die Geschichte ein, als Maria ihren 12jährigen Sohn Jesus gesucht hat, der im Tempel gelehrt hat, ohne seine Eltern darüber zu informieren (Lukas 2,41-52). „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht!“ Sie musste sich also auch mit Alltagsproblemen auseinandersetzen, die uns Eltern nur allzu bekannt sind.

Ich begleite sie auch auf den Berg Golgotha, auf dem das schlimmste passiert, was einer Mutter passieren kann: ihr Sohn stirbt auf grausame, ungerechte Weise. Hier erinnere ich mich an eine Bildbetrachtung des Kreuzweges an Karfreitag 2020. Ohne das Leiden Jesu zu schmälern rückte Maria in meinen Focus mit ihrer übergroßen Traurigkeit. Noch ist sie so mit ihrer Trauer beschäftigt, dass sie die Taube nicht sieht, die bereits die Auferstehung Jesus symbolisiert.

Immer mehr verstehe ich das Bild von Tizian aus der Frari-Kirche in Venedig – die Assunta. Hier wird sie als himmelfahrende Botschafterin und Mittlerin wunderbar dargestellt zwischen irdischem und himmlischem Leben, in einem stillen, einvernehmlichen Dialog mit Gottvater.

Nach all den einzelnen Stationen höre ich ihr „Ja“ zu ihrem Schicksal und erkenne immer mehr ihre wichtige Aufgabe, auf die sie sich bereits in der Verkündigungsszene eingelassen hat. "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast."
Voll Gottvertrauen macht sie sich auf ihren Weg in tiefem Glauben und großer Zuversicht. Sie hat „ja“ gesagt zu ihrer Lebensaufgabe, ohne sicher zu wissen, was alles auf sie zukommt, so wie es uns allen geht. Wir alle kennen Situationen aus unserem Leben, wenn unvorhergesehene Ereignisse uns aus der Bahn werfen und wir vor neue Herausforderungen gestellt werden. Wie gut tut das Vorbild Marias, sich dem Schicksal zu stellen und ganz auf Gott zu vertrauen, ohne dabei die Hände in den Schoß zu legen.

Ich erkenne in ihr eine Trösterin, die durch ihren unerschütterlichen Glauben an Gott selbst den Tod ihres Sohnes hingenommen hat und auch 2000 Jahre später gelingt es ihr durch ihr Vorbild Trost und Zuversicht zu spenden – wie wunderbar.
So gibt sie uns ihre Lebenseinstellung weiter, ihren unerschütterlichen Glauben und ihre Zuversicht, die uns tröstend, auffordernd und selbstbewusst durch persönliche Krisenzeiten, oder wie aktuell durch die globale Pandemie, führen soll:
„Fürchtet euch nicht!“

(Text: Monika Molz)

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